Montag, 16. Juli 2012

Saisonvorschau 2012/2013 FC Hansa Rostock



Die Vorsaison

Pannewitz, Jänicke, Ziegenbein und Lartey hießen die vier taktgebenden Akteure des Hansa Mittelfelds in der Saison 2010/2011. Diese verdienten allesamt die Prädikate herausragend und torgefährlich. Der Plan war, dass diese Spieler auch in Liga 2 Hansa anführen sollten. Doch es kam anders. Ziegenbein und Lartey zündeten nicht und hatten mit Verletzungssorgen zu kämpfen. Kevin Pannewitz wanderte zwischen Tribüne und Startelf, aufgrund von Übergewicht, Formschwäche und Einstellungsproblemen. So blieb nur Tobias Jänicke, der die allgemeine hanseatische Abschlussschwäche - eine ungute Tugend, die nach der furiosen Aufstiegssaison mit 70 erzielten Toren schon vergessen schien, nicht wirklich beheben konnte. Nachdem Peter Vollmann nur eines der ersten 17 Spiele in Liga 2 gewinnen konnte, wurde der Aufstiegstrainer durch Wolfgang Wolf ersetzt. Unter dem neuen Trainer traf Hansa öfter ins Tor, kassierte aber auch mehr Gegentore. So stand am Ende der Abstieg auf dem letzten Tabellenplatz 18.
Dennoch ließ sich die Mannschaft trotz vieler Rückschläge nie hängen, sondern verlor viele Spiele aufgrund der Unerfahrenheit der vielen jungen Spieler. Symptomatisch die 4:5 Pleite in Berlin trotz mehrfacher Führung. Rostock zeigte sich in fast allen Spielen engagiert, aber mangelhaft in Sachsen Cleverness.

Transfers

Wie zu erwarten, verließen einige Akteure den FC Hansa.
Alle Wechsel aufzuzeigen, würde den Rahmen sprengen. hier gibts die Vielzahl zum Nachlesen, daher nur eine Auswahl.

Kevin Pannewitz, der in der Rückrunde überzeugte, wechselte in die Bundesliga zum VFL Wolfsburg, Freddy Borg - in der Rückrunde zum Publikumsliebling gereift - stürmt nun für Alemania Aachen, Linksfuß Timo Perthel zog es nach Duisburg, Defensivallrounder Robert Müller kehrte zu Wehen Wiesbaden und damit zu Extrainer Peter Vollmann zurück. Marek Janecka wechselte in die Heimat, Marek Mintal "Königstransfer" der Vorsaison ging zum FCN II. Akteuren wie Marcel Schied, Peter Schyrba, Dexter Langen und Radovan Vujanovic wurde der Neuanlauf nicht zugetraut. Noch unklar ist die Zukunft von Domenic Peitz und Tobias Jänicke, die in der kommenden Saison aber nicht für Hansa spielen werden.

Die "Neuen" des FC Hansa haben aus den verschiedensten Ligen Europas den Weg an die Ostsee gefunden. Neben Trainersohn Patrick Wolf (Hessen Kassel) wurden auch Akteure aus Belgien und den Niederlanden (Smetana, Plat, Geenen, Leemans) geholt. Noel Alexandre Mendy kommt aus der vierthöchsten englischen Spielklasse. Der traditionell starke Hansa- Nachwuchs schickt mit Ben Zolinski und Ronny Marcos neue Akteure ins Drittligahaifischbecken. Mit Dennis Berger, der ein schwaches Jahr in Bochum vergessen lassen möchte, arbeitete Wolf schon erfolgreich in Offenbach zusammen.

Das Team

Bei Hansa herrscht wirklich Konkurrenzkampf auf allen Positionen. Im Vorjahr tauschte der Trainer oft von Spiel zu Spiel die Startformation aus. Beim diesjährigen Kader, der einer Wundertüte gleicht, könnte dies ebenso sein.

Im Tor kommt es zu einem Dreikampf. Der junge Johannes Brinkies fordert Jörg Hahnel und Kevin Müller heraus. Dennoch wird Letztgenannter wohl die Nase vorn haben. Etwas dünn besetzt ist die Innenverteidigung. Zur Vorjahresinnenverteidigung Matthias Holst / Stefan Gusche, die in Liga 3 sicher stabiler stehen wird, ist Patrick Wolf von Hessen Kassel praktisch die einzige aber dafür sehr ernstzunehmende Alternative. Gusche schien im Vorjahr der Abstiegskampf, etwas das Potenzial zu nehmen, dennoch ist er durch solche Erfahrungen sicher gereift. Links hinten kämpfen der alte Kapitän Pelzer, der Shootingstar der Vorbereitung Ronny Marcos und Michael Blum um den einen Platz. Das Potenzial spricht für die beiden Letztgenannten, Blum könnte das Offensivspiel sehr beleben. Die Planstelle Rechtsverteidigung ist für Rick Geenen reserviert. Ben Zolinski könnte ihn ersetzen.



Im Mittelfeld gibt es großes Gerangel. Die Erfahrung sollte auf der Sechs den Ausschlag für Ken Leemans geben. Die Alternative zu ihm ist Julien Humbert. Auf der Spielmacherposition hofft das Hansa-Umfeld auf den "Im Prinzip Zugang" Mohammed Lartey. Der vor 2 Spielzeiten überragende Antreiber hat ein Seuchenjahr vor allem in Verletzungshinsicht hinter sich. Tom Weilandt, ein großes Talent, dass viel Zweitligaerfahrung im Vorjahr sammelte, macht jedoch Druck auf ihn, könnte jedoch auch im Sturm zum Einsatz kommen.

Auf der linken Seite setzt sich Denis Berger, Österreicher mit guten 1 gegen 1 Qualitäten mit dem jungen Manfred Starke, einem Mann mit Drang zum Tor auseinander. Rechts gibt es das Duell zwischen Neuzugang Mendy und Edisson Jordanov, falls dieser nicht noch zum VFB Stuttgart II wechselt, muss er von den Anlagen eigentlich in der Hansa-Startaufstellung auftauchen. Ob Björn Ziegenbein wirklich nochmal eine Alternative wird, ist eher unklar. Die Außenbahnen haben momentan noch den größten Konkurrenzkampf und Kampf um die Stammplätze vor sich.

Gerangel gibt es auch im Sturm. Lucas Albrecht hat in der Vorbereitung aufhorchen lassen. Der 1,98 Meter Angreifer Ondrej Smetana ist im Normalfall allerdings wohl gesetzt. Er soll vorne die Bälle festmachen und ablegen. Johan Plat könnte derjenige sein, der am Ende verwertet. Mit Nils Quaschner hat mannoch ein Talent in der Hinterhand. Ein 4-4-2 ist denkbar. Wahrscheinlich ist jedoch ein 4-2-3-1, dass im Spiel zu einem 4-4-2 umfunktioniert wird. In den Tests kam überwiegend ein 4-2-3-1 mit Plat als hängendem Angreifer zum Einsatz.

Umfeld und Prognose

In einem Jahr hat Hansa praktisch nichts ausgelassen. Geisterspiel vor eigenem Publikum. Trainerwechsel, trotzdem der Abstieg. Der Abschied von Manager Beinlich. Die im Sommer drohende Insolvenz, die dank der Hilfe der Stadt abgewendet wurde. Die Vorbereitung hatte von allem etwas zu bieten. Einem peinlichen 2:3 gegen eine Auswahl Rostocker Amateurspieler steht so z.B. ein 5:0 Sieg über Lyngby BK gegenüber.
Das Rostocker Ziel lautet tatsächlich (sofortiger) Wiederaufstieg. An diesem hohen Ziel wird sich die neu zusammengestellte Truppe messen lassen. Hansa landet auf jeden Fall einstellig, Wird das Ostseestadion zur Heimfestung, kann oben angegriffen werden, allerdings dürfen die Neuzugänge keine Anlaufschwächen zeigen. Wohin die Reise geht, und vor allem ob die Aufstiegspläne der Vereinsführung realistisch sind, wird wohl schon das 1. Spiel gegen die Stuttgarter Kickers zeigen.

Sonntag, 8. Juli 2012

Saisonvorschau 2012/2013 Hallescher FC


Eigentlich hieß der Aufstiegsfavorit RB Leipzig. Die von Mäzen Mateschitz und Trainer Pacult weit über Viertligaansprüche hinaus zusammengestellte Truppe sollte, nachdem sie im Vorjahr noch von Chemnitz auf Rang 2 verwiesen worden war, 2011/2012 endlich die 3. Liga erreichen. Tatsächlich belegte Platz 1 der Regionalliga Nord aber - nur etwa 34 km Luftlinie von Leipzig entfernt - der Hallesche FC. Eine Überraschung aber keine Sensation, da dort ruhig gearbeitet wird und fußballerische Klasse durchaus vorhanden ist. Am 19. Mai ironischerweise beim letzten Heimspiel gegen Leipzig, wurde der Aufstieg durch ein 0:0 besiegelt.

Die Bilanz liest sich eindrucksvoll. Lediglich 3 von 34 Spielen gingen verloren. 24 Spiele der letzten Saison bestritt der HFC ohne Gegentor. Einen gewichtigen Anteil hatte Torwart Darko Horvat, der auch mit 39 Jahren noch ein stabiler Rückhalt des Teams ist. Aber auch durch Teamgeist und ansehnlichen Offensivfußball wusste der Club, der Sachsen-Anhalt wieder zurück auf die Fußballlandkarte der ersten drei Profiligen führte, zu überzeugen.

Aus dem Umkreis der Stammformation musste Halle nur Außenstürmer Dennis Wegner zu Werder Bremen II ziehen lassen. Ansonsten wurde die Mannschaft drittligaerfahren verstärkt. Philipp Zeiger kam aus Plauen, Pierre Becken und Nils Pichinot waren zuletzt für Carl Zeiss Jena aktiv. Von der zweiten Mannschaft des SC Freiburg zog es Erich Sautner nach Halle. Momentan befindet sich auch Torwart Franko Flückiger (Fürth) im Probetraining.

Die Mannschaft steht nicht nur defensiv sehr stabil, sondern beherrscht Kombinationsfußball. In den Duellen gegen RB Leipzig und Kiel war die Mannschaft spielerisch stets auf Augenhöhe oder wie im Hinspiel im ehemaligen Zentralstadion sogar klar besser. Die übrigen Kontrahenten wurden ohnehin beherrscht. Bevorzugt wird das 4-2-3-1. Die offensive Dreierreihe ist alles andere als statisch, sondern sehr beweglich und spielt sehr viele Torchancen heraus. In diese Dreierformation drängt Neuzugang Sautner, der auf Anhieb in den Testspielen zu überzeugen wusste. Die bisherigen Stürmer Hauk und Shala bringen das nötige Rüstzeug mit sich, um sich auch körperlich im Strafraum durchzusetzen. Eine spielerisch stärkere Alternative, die auch schon Treffer in Liga 3 erzielen konnte, ist Nils Pichinot aus Jena.



Robust, kopfballstark und torgefährlich ist auch die großgewachsene Doppelsechs um Wagefeld und Hartmann. In der Abwehr ist Mouaya der Garant für Stabilität. Den vor 2 Jahren in Liga 2 abgewanderten Adil Lachheb hat er vergessen lassen können. Der Platz neben ihm wird zwischen Becken und Ruprecht ausgespielt. Letztgenannter hat wohl die Nase vorn. Philipp Zeiger wäre ein Kandidat für die Defensivzentrale, Anton Müller könnte die Mittelfeldzentrale spielerisch verstärken. Talentiert ist der junge Defensivmann Sören Eismann, der wohl rechts hinten verteidigen wird.

In den Vorbereitungsspielen gegen unterklassige Teams gelangen dem HFC ausschließlich Siege. Aber auch Zweitligist Erzgebirge Aue wurde mit 3:1 bezwungen. Von daher stehen die Chancen gut, dass die wenigen neuen Spieler kaum Eingewöhnungszeit brauchen werden und der Start gelingt.

Das größte Manko des HFC in der Vorsaison: die Chancenverwertung. Als am vorletzten Spieltag der Aufstieg in Meuselwitz perfekt gemacht werden konnte, versagten der Mannschaft reihenweise die Nerven im Abschluss. In Leipzig hätte man das Hinspiel auch mit 5 oder mehr Toren beenden können, erzielte allerdings nur ein einziges Tor. Teile der HFC-Mannschaft sind noch drittligaunerfahren. Vor allem was Cleverness betrifft, muss die Mannschaft bei dem bei weitem höheren Niveau als noch im Vorjahr zulegen. Führungsspieler wie Horvat und Wagefeld sind in dieser Hinsicht kaum ersetzbar. Die große Unbekannte stellt die traditionell sehr ausgeglichene 3. Liga dar. Waren im Vorjahr mit Halle etwa nur 2-3 Clubs überhaupt auf einem Niveau, muss sich die Mannschaft nun 38 mal gegen Konkurrenz auf Augenhöhe beweisen. Dass der Unterschied zwischen Regionalliga Nord und 3. Liga durchaus vorhanden ist, bewies der holprige Start des souveränen Vorjahresaufsteigers aus Chemnitz. In einem Interview mit dem Sportmagazin "Kicker" warnte Kapitän Wagefeld vor eben dieser Gefahr.

Trainer Sven Köhler ist kein Mann großer Worte. Der langjährige Assistent Christoph Frankes hat nicht nur dessen menschliche Kompetenzen sondern auch sein fußballerisches Credo ("Die Null muss stehen.") übernommen. Seit Juli 2007 führt er die Geschicke des Halleschen Fußballclubs auf ruhige und bescheidene Weise. Nach den Plätzen 4 und 5 in den Vorjahren hat es dieses Mal mit dem Aufstieg geklappt. Der Klassenerhalt in Liga 3 soll nun folgen.

Innerhalb des Kaders fällt eine gewisse "Blockbildung" auf. In Halle gibt es seit Sven Köhler Trainer ist, traditionell eine Dresdner Achse (inzwischen aus Horvat, Wagefeld und Zeiger bestehend) und neuerdings auch eine aus Jena. (Becken, Pichinot, Eismann).
Pünktlich zum Aufstieg wurde im September auch das neue Stadion fertig. An Stelle des alten Kurt-Wabbel-Stadions steht jetzt der schmucke neue Erdgas Sportpark, der etwa 15000 Besucher fasst. Im neuen Stadion hat Halle noch kein Pflichtspiel verloren.

Bei Liga 3 online gewann der HFC die Abstimmung, auf welchen Neuling in Liga 3 die Fans sich am meisten freuen und das noch vor den Absteigern aus Liga 2. Das Potenzial längerfristig der 3. Liga erhalten zu bleiben, ist durchaus vorhanden. Halle lässt mindestens 3 andere Mannschaften hinter sich.